Neben Hightech store und Systemshops aus dem Westen, diese Zitadelle der indischen Feinwerkkunst (ein Widerspruch in sich ... denn alles, was wir bis jetzt auf der Reise gesehen haben, war in jeglicher Hinsicht grober Natur oder alles andere als fein, denn "es geht ja auch so", oder kann man denn ueberhaupt eine Uhr bauen, welche OHNE QUARZE hergestellt wird? In Indien JA, so war mein Wecker dafuer verantwortlich, dass er individuell entschieden hat, wann er klingelt und welche Uhrzeit er anzeigen moechte).
Auf ein kleines Stelldichein im SONY STORE Bangalore. Nett beraten, angenehme kuehle Stille. Auf jeden Fall dem Kaufhausgewusel in Deutschland vorzuziehen. Die Mitarbeiter sind geschult und freundlich. Und ist das Ganze wegen den ganzen Steuern zu teuer, dann geht man & frau auf den oertlichen Graumarkt ...
Spaeter dann im Apple Store: Zu Hause angekommen! Warum? Weil NICHTS, absolut NICHTS einen Hinweis darauf gab, dass man sich in Indien befand! Top Englisch, Top geschultes Personal, dazu sehr freundlich und wirklich geduldig.
Weil der indische Storeapplefreak (almas centre no. 87 in 560001 Bangalore) auf ENGLISCH so einfuehlsam das Konzept und die Einfachheit von Apple erklaeren konnte, dass Elise sofort sagte: "Cool, das ist ja viel einfacher, viel schneller als mein Betriebssystem."
Ich bin dann natuerlich voll angehaftet, wie eine Haftmine und habe mir mit Elise das volle APPLE Programm gegeben. Es war fuer mich das erste Mal, dass mir eine umfassende Einfuehrung in das Betriebssystem gegeben wurde. Und ich muss sagen, es ist Windows XP einfach ueberlegen.
Dann standen wir wieder neben den gaengigen Ladengeschaeften, welche alles Notwendige zum Leben vorweisen...

Suessigkeiten, Telefon und suesse Getraenke (Indien weist die HOECHSTE RATE in DIABETIS auf... nur so nebenbei)

Inder leben nicht um zu arbeiten, das ist das alleinige Thema der Deutschen... Inder leben und muessen arbeiten, weil Sie sonst von den Aelteren eines auf den Sack bekommen. Damit ist gemeint, Papa, Opa oder sonst noch was sind haeufig verantwortlich, dass Geschaefte noch am Laufen sind. Kurzum: die liebe Tradition. Wenn Du dann einen fraegst, warum er denn bei dieser Hitze in seinem Laden sei und nicht zu haues, dann sagt er (in Nordindien), weil das sein Laden sei und der muesse offen sein, egal ob jemand komme oder nicht, dass sei schon bei seiem Vater so gewesen....

(Zum Bild oben: Ueberall in den Innenstaedten sieht man Maenner mit Schreibmaschinen, die fuer die, die nicht die Moeglichkeit haben, Briefe fuer offizielle Stellen erstellen koennen.)

Der Schneider, der Goldschmied, der Tuchhaendler sitzt in seinem winzigen Kabuff und wartet und wartet. Nach dem westlichen Verstaendnis schlaegt er die Zeit tot, denn auch wenn offensichtlich keine Kunden kommen, er bleibt sitzen und macht das was seine Vorfahren auch gemacht haben. Warten, Teetrinken und gelegentlich etwas verkaufen.


Geographisch Geschulte moegen in der Aneinanderreihung von 100 Goldschmieden oder Sarihaendlern einen Sinn sehen. Aber in der Praxis sieht das einfach aus wie ein grosser Stoffballen ohne Kunden! Fuer uns als Tourist ist es unverstaendlich, wie diese Familien, welche hinter solchen Laeden ja bekanntlich stehen, versorgt werden koennen!
Alles Made in China!

Das neue Motto der Inder. Der beflissene Haendler bietet dem aufgeklaerten Touri indische Produkte an. Hergestellt in: China! die gesamte Strasse kann herabgeschritten werden, alles die gleiche Produktion, alles der gleiche Schnitt oder Pressform und alles hergestellt in China.
Dem aufgeklaerten Wessi beginnt es zu klingeln: Gab es nicht schon einmal so eine Szene in der indischen Geschichte? Die Englaender, das indische Tuch und der Reimport?
Momentan scheint es aber die Inder nicht im geringsten zu stoeren alles, aber auch wirklich alles aus dem Reich der Mitte zu importieren. Fuer mich als Deutscher, aufgewachsen in einer fast pirateriefreien Produktlandschaft, war es erstaunlich, wie offenherzig und leutselig die Inder Piraterieprodukte anboten. Nokiahandys und Camcorder waren hier nur die Spitze der Fahnenstange!

(Bild oben: Die Strassen sind umsaeumt mit kleinen Einzelhandelsgeschaeften von der Groesse einer Garage.)
Ueberall wohin man schaut weht einem der Geruch der verwesten Globalisierung entgegen. Firmen wandern in billige Laender ab, China schien mal eines dieser gewesen zu sein, Firmen werden aus dem Boden gestampft und wenn die erste Marge der Produkte an den Mutterkonzern geliefert wurde, dann laufen die fleissigen Chinesen zu Hoechstform auf:
Es wird in die Haende gespuckt und das Bruttosozialprodukt in die Hoehe getrieben mit einer illegalen Lieferung an die indsichen Nachtbarn!
Niemand kann es ihnen veruebeln so zu handeln, nach Negri, einem linksgerichteten Italiener mit Professur und Asyl in den Staaten, sind wir alle Teil des Kapitalistischen Systems, jeder versucht seinen Profit daraus zu schlagen. Nur die Chinesen haben noch einen Joker!
Denn im Manifest der chinesischen Volksrepublik steht geschrieben, dass jeder aufrechte Chinese, den Kapitalisten schaden soll. Langfristig sozusagen...
Zurueck zu Indien! Natuerlich freuen sich die Inder konsumieren zu duerfen. Wenn wir aber von den KONSUMWUETIGEN Indern sprechen, dann sprechen wir auch von einem bestimmten Arbbeitsalltag und einem bestimmten Ausbildungsniveau!

Nicht der Apfelhaendler um die Ecke ist damit gemeint, auch wenn er mit Mueh und Not sein Erspartes den Mobilfunkbetreibern rueberreicht. Dieser Apfelhaendler hat bei allen Sorgen ueber die naechste Apfelernte (oder auch nicht) ein recht geruhsames Leben.
Die aus dem Boden gestampften IT-Freks sind die Soldaten, die das Feld des Materialismus und des Konsums niedermaehen. Nichts gegen Konsum, nichts gegen Materialismus. Man sollte sich nur vor Augen halten, dass diese frisch gewachsene Mittelschicht einen Verdienst hat, den bei uns auch ein Rossteil der Angestellten verdienen. Nur mit dem Unterschied, dass man mit diesem Gehalt in Indein wie ein Koenig oder gar wie ein Kaiser leben kann!
Geruhsames Leben? Mitnichten! Die Leute sind mit 28 Jahre so kaputt wie bei uns einer mit 40 Jahren oder mit 50! Die Vermutung liegt nahe, dass dieses System fuer den Grossteil der Inder ungewohnt ist und diese Form der Arbeit eher einem Ausnutzen junger Arbeitskraft nahekommt. Seit wir hier in Indien sind, hoeren wir immer haefiger, dass die BLASE IT bald am Platzen ist. Und was dann kommt?
Die Karawane zieht weiter!
Denn was den Indern nicht klar ist, viele Unternehmen kommen nicht nach Indien, weil Indien so weitentwickelt ist! Viele Unternehmen kommen nach Indien, weil Indien GUENSTIG erscheint und ein Mindestmass an Bildung vorweisen kann.
Das klingt hart, scheint aber der Wahrheit zu entsprechen! Was frueher Kohlebergwerke waren, in Pakistan Fussballnaehen ist und in manchen Teilen von Indien Teppichknuepfen darstellt, ist in anderen Teilen von Indien:
IT (INFORMATIONS TECHNOLOGIE)
Die andere Seite der Medaillie (!) ist der kleine Strassenhaendler, der Kokosnussoeffner, der Ohrenputzer, der Kopiermaschinenmannbediener, der Fahrradreifenflickermann usw....

Die Grundmaxime des indischen Arbeitsethos lautet wie folgt: Es geht doch auch so!

(Bild oben: Reperatur von Elekrogeraeten)
Nach langen Gespraechen mit vielen Reisenden und Angestellten an der Uni und unsere Eindruecke in den letzten 5 Monaten erhaertet sich der Eindruck, dass Perfektion, die Konzentration auf Details, dem Inder Schmerzen bereitet. Waehrend wir im Westen mit diesem Schmerz leben, uns der tagtaeglichen Perfektion hingeben, ohne es selbst noch zu merken, schreckt der Inder unwillkuerlich davon zurueck, sich solchen Schmerzen auszusetzen. Wichtig ist, dass etwas laeuft, dass etwas funktioniert. Das ist alles. Ein Insistieren , das Laufende noch runder zu machen, bringt nur Unverstaendnis hervor.

Wir reden hier nicht von irgendwelchen Menschen aus den laendlichen Gebieten Indiens, wir reden von Studenten einer staatlichen Uni, die spaeter Manager werden wollen...
AUSNAHMEN sind Inder, welche im Ausland leben oder gelebt haben, die in internationalen Unternehmen arbeiten oder gearbeitet haben.
Aber das sind ja schon keine Inder mehr. Der Inder sagt, die sind schon spoiled! (vergiftet...)
Zusammenfassend kann behauptet werden, dass es so etwas wie eine gemeinsame Arbeitskultur in Indien gibt mit einigen Ausnahmen. Die Ausnahmen erklaeren sich aufgrund der Groesse des Landes und aufgrund von klimatischen Gegebenheiten. Ja, der Leser hat richtig gehoert. Klima beeinflusst die Arbeitsmentalitaet. Oder wuerden Sie bei 40 Grad im Schatten, draussen auf dem Feld arbeiten, oder ueber hochkomplexe Dinge nachdenken wollen (ohne Klimaanlage)???

Sicherlich nicht! Ein weiterer Punkt, der als Variable in diese Arbeitskultur miteingefuegt werden kann, ist der Bildungsstand und Wissen ueber die eigene und andere Kulturen, sowie Auslandserfahrungen. Fuer viele der indischen Studenten war es das ERSTE Mal, dass sie WEISSE Menschen gesehen und mit ihnen sprechen konnten! Durch unser Seminar konnten wir den Studierenden das erste Mal im Leben so etwas wie eine Relativitaet im Leben vermitteln. Das so etwas existiert, war den Studenten nicht bewusst gewesen... (ob sie es kapiert haben, wissen wir aber auch nicht, ich wage es zu bezweifeln)
Sich der Relativitaet der eigenen Position bewusstein, ist sicherlich ein grosser Einflussfaktor fuer die Arbeitskultur eines Gesellschaft...
=====> wenden wir uns nun der alltaeglichen Praxis einiger Berufstaetigen zu:
- Unser Koch in Narayanjis Yogazentrum in der saubersten Kueche, die wir gesehen haben, seitdem wir indischen Boden betreten haben:

- Diese Maenner stehen in den huefthohen Backwaters (gelinde gesagt schon eine Dreckbruehe meistens), tauchen unter Wasser, um vom Grund mit grossen Schuesseln Sand zu holen und auf das Boot auszuladen. Waehrend manche den ganzen Tag nur rumzusitzen scheinen, schinden die anderen ihren Koerper zu Grunde fuer ein paar wenige Rupien:

- Mein erster Besuch bei einer Kosmetikerin (ich glaube, wenn sie einen Westler abzocken, brauchen sie fuer den Rest der Woche nicht mehr arbeiten!):

Und fuer alle die bis jetzt durchgehalten haben ein kleines Leckerli!
Wie streicht ein indischer Maler die Hauswand?
"Watch dis"