Mittwoch, 9. Januar 2008

Ausruestung (10.01.)

Inzwischen brechen wir halber zusammen unter unserer Ausruestung.
Hans-Joergs Traum mit einem 10 kg schweren Rucksack loszutigern hat sich in das Gegenteil verwandelt.
Gestartet waren wir mit schlappen 32 kg insgesamt plus unsere kleinen Rucksaecke mit Handgepaeck.
Auf einer Bahnhofswaage vor 2 Wochen hat sich herausgestellt, dass Hans-Joerg inzwischen 31 kg schleppt und ich 26 kg, der blanke Horror, unter dem wir hier zusammenklappen.
Wie konnte das nur passieren? - Wir sind eben Sammeltierchen, die schon immer gerne Sachen von A nach B transportiert haben - aber zu Hause hatten wir dafuer unser Auto, jetzt spueren wir jedes Gramm auf unseren Knochen. Irgendwas kommt immer dazu, auch wenn es bisher noch keine Souveniere oder dergleichen ist. Allein aus der Klinik haben wir z.B. 8 kg Chawanprash und andere ayurvedische Nahrungsergaenzungsmittel, die uns fuer das Jahr reichen sollten, mitgenommen.
Aber solche Fehler, wie zuviel mitzunehmen, passieren wohl allen Reiseanfaengern.
Fuer alle, die uns noch folgen wollen: kleiner Rucksack, ueberlegen, ob es wirklich eine tolle aufblasbare Isomatte sein muss oder ob es auch ohne geht (in Indien schlaefen wir ohnehin nur in Betten), auch bei den Notfallmedikamenten kann man rationieren (das sind zwar Drittweltlaender, aber so abgelegen wird man am Anfang auch nicht reisen, dass die naechste Apotheke und der naechste Arzt unerreichbar waeren), und noch was: man kann hier alles kaufen, also bloss keine Vorraete von irgendetwas mitnehmen, die Welt ist mittlerweile globalisiert, Unilever ist ueberall.
Die Moral von der Geschichte: wir stellen jetzt ein Paket zusammen mit Dingen, die wir heimschicken, oder hier einfach wegwerfen oder verschenken, weil das Schicken (10 Euro pro Kilo) sich dann nicht wirklich lohnt. Was wir da alles reintun werden, bleibt unser Geheimnis - so sehr wollen wir uns dann auch nicht offenbaren...

Freitag, 4. Januar 2008

Arme Inder, reiche Inder und wie man weiss, wer wer ist (04.01)

Bettler (04.01.)

Oh, die armen Inder!

Sie sind ueberall, die kleinen verlausten Kinder mit der ausgestreckten Hand, die einen traurig anschauen, nach Rupies fragen, so wie sie es von Mama und Papa beigebracht bekommen haben, die Muetter mit ihren Babies auf dem Arm, ebenfalls mit ausgestreckter Hand, die alten Frauen, die alten Maenner, die verkrueppelten verlausten Kinder, die verkrueppelten alten Maenner usw.

Es klingt vielleicht hart, aber wir haben in den letzten 2 Monaten

keinem einzigen Bettler auch nur eine Rupie gereicht.

Warum?

Hier ein paar Hintergrundinfos aus indischer Hand und aus eigener Erfahrung:
- Bettlermafia:
in Mumbai und sonstwo gibt es Gruppen, in die man aufgenommen werden kann, wenn man eine bestimmte Initiierung ueber sich ergehen laesst - Koerperteile abhacken lassen, Gesicht verbrennen und sonstige Scheusslichkeiten, die in einem Menschen Ekel und Mitleid gleichzeitig erregen (sollen) -, man erhaelt daraufhin ein bestimmtes Gebiet zugeordnet, ein eigenes Revier sozusagen (deshalb trifft man auch immer die gleichen an bestimmten Kreuzungen).
- folgender Versuch:
was passiert, wenn man einem todtraurig daherschauenden kleinen Maedchen, das so tut als waere es hungrig und arm (weil es das wohl tun muss, weil die Eltern das fuer lukrativer halten als ihr Kind in die kostenlose Pflichtschule zu schicken), anlacht und Grimassen schneidet? - das Kind wird wieder zum Kind und vergisst, dass es eigentlich zum Betteln abgerichtet wurde, die klaeglichen Versuche wieder die ernste und traurige Miene aufzusetzen scheitern in aller Regel, die Kinder lachen los und vergessen, dass sie eigentlich eben noch Geld haben wollten. Je aelter die Bettler werden, desto schwieriger ist es ihnen ihre Maske vom Gesicht zu reissen, dennoch sieht man nach 1001 Bettlern bei den meisten hindurch.