Dienstag, 23. September 2008

Leben und arbeiten in Peru

Eindruecke aus Cusco, Puerto Maldonado und dazwischen

Foto oben einfach vergroessern, dann wird klar, um was fuer einen Irrsinn es sich hier handelt.


Futterversorgung auf Busreisen (nichts fuer Gringomaegen).





Maschinen um Gold zu waschen aus dem dadurch mit Quecksilber verseuchten Rio de Madre Dios.
Wie in Thailand, an jeder Ecke wird gegrillt. Diesmal nicht Huehnchen, sondern kleine Spiesschen mit Fleisch und Kartoffeln. Auch nichts fuer Gringomaegen.
Hier werden im Familienbetrieb Helme hergestellt. Es hat nach allen moeglichen Mitteln gestunken, das atmen die den ganzen Tag ein. Das Geschaeft scheint zu laufen, sahen happy aus. Was vielleicht wiederum an den Loesungsmitteln lag... (Fiberglas und Harz)
Hans-Joerg kommt von dem Wunsch nicht los, sich eine Rikscha anzuschaffen. Diese Rikscha wurde in China hergestellt, es gibt keine eigene Industrie in Peru!




Unterwegs auf der Busfahrt mussten ploetzlich alle Peruaner aussteigen und ihre Papiere bei der Polizei pruefen lassen - die peruanische Art nach Schwerverbrechern zu fahnden.




Sonntag, 14. September 2008

Der Schamane und die Pflanzen: Bericht ueber eine Zeremonientrias

Die Fotos und der folgende Text zeigen einen kleinen Einblick in eine der Zeremonien, an denen wir teilgenommen haben. Es geht nichts ueber die teilnehmende Beobachtung als Feldforschungsmethode.
Diese Art der Zeremonie (San Pedro) findet tagsueber statt. Sie dauert von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang... na ja, eigentlich bis dann, wann man einschlafen kann, falls man es kann. Es heisst, man hat Peru nicht erlebt, wenn man es nicht durch die Augen von San Pedro gesehen hat. Tatsaechlich ist das danach nicht wie das davor. Man sieht die Welt mit anderen Augen, weil man selbst anders geworden ist... anders heisst man selbst.
Diese San Pedro Zeremonie basiert auf der Faehigkeit der Pflanze (mehr als nur die chemischen Bestandteile), dem einzelnen Menschen den Zugang zu seinen Emotionen zu ermoeglichen. Dabei geht es um laengst verschuettet gegangene Emotionen. Dem Einzelnen ist es oft nicht klar, dass wir (vor allem in der westlichen Welt) uns in einen Panzer gesteckt haben, weil wir Dinge erlebt haben oder erleben, die das Innere in einem leiden lassen. Schutzpanzer Intellekt. Wenn ich im Kopf bin, verletzen mich Gefuehle weniger, oder weil ich auf der Gefuehlsebene einst verletzt wurde, verlasse ich meinen Intellekt nicht mehr.
Waehrend dieser inneren Reise, gefuehrt von der Pflanze und dem Schamanen findet man Zugang zu seinen unterdrueckten oder verdraengten Emotionen. Esoteriker beschreiben dies mit der Oeffnung des Herzen(s) oder des Herzchakras. Dinge zu fuehlen ohne zu bewerten. Akzeptieren, welche Gefuehle in einem emporsteigen und diese betrachten, sie begruessen oder sich von ihnen verabschieden.

Besonders interessant ist es, wenn der Einzelne Kontakt mit seinem Inneren Kind aufnimmt. Das lustige daran ist (besser das Leben lustig finden, als zusammenbrechen), dass jeder dabei erkennen darf, dass irgendwann ein Moment stattgefunden hat, wo man aufgehoert hat zu fuehlen.

Natuerlich ist fuer jeden diese Zeremonie anders, jeder hat eine andere Vergangenheit, jeder hat eine andere Programmierung in seinem Leben und wo auch immer, dennoch ist das Prinzip immer das gleiche.

Das Erlangen der Herzlichkeit.

Erstaunlich fuer diejenigen, welche sich nichts darunter vorstellen koennen, ist sicherlich die Tatsache, dass der Altersdurchschnitt bei um die 40 Jahre liegt. Und nicht 18 Jahre. Das mag daran liegen, dass man sich mit serioesen Schamanen zu Vorbesprechungen trifft und dieser ueber die Teilnahme entscheidet. Natuerlich kann man auch den LonelyPlanet Schamanen konsultieren, aber das hat einfach einen schalen Beigeschmack. Das torkelt am Eigentlichen vorbei. An der Heilung des Menschen.

Denn was bei uns verboten ist, laeuft in Suedamerika unter Medizin, Pflanzenmedizin. Und wer sich einer solchen Heilung unterzieht, merkt schnell, dass es sich (zumindest im Rahmen einer Zeremonie unter Anleitung, fuer die Einnahme alleine ist viel Erfahrung notwendig) tatsaechlich um Medikamente handelt. Ganzheitliche Reinigung. Sie greifen auch physisch, wirken aber vor allem im Psychischen und Seelischen. Alle Schleier legen sich, der laestige Verstand verabschiedet sich - und dann faengt die Arbeit an. Allen sei gesagt, dass eine Therapie beim Therapeuten in Deutschland angenehmer ist, da man sich und den Therapeuten lange hinters Licht fuehren kann, anstatt ans Licht. Warum? Weil man zusammen mit der Pflanzensubstanz die Dinge erkennt und sie beim Namen genannt bekommt (im Sinne von, dass Phasen der Zeremonie einem Kino gleichen, in welchem einem das eigene Leben vorgespielt wird - nicht umsonst werden manche Pflanzen als Helfer fuer das Sterben und erneute Wiedergeboren werden bezeichnet - Ayahuasca, die Rebe der Seele).Unser Schamane, gebuertiger Schweizer, Spanier, Italiener, momentan wohnhaft in Pisac, hat lange Zeit im Norden von Peru im Dschungel bei seinem Lehrer gelernt. Diese Ausbildung hat es fuer mich in sich. Dies kann aber nur nachvollzogen werden, wenn man solche Zeremonien selbst durchlebt hat. Eine Ausbildung zum Schamanen kann jeder machen, doch wenige bestehen diese Ausbildung. Die Ausbildung ist selbst die Pruefung. Notwendig ist, dass man einen guten Schamanenlehrer findet, der einen aufnimmt. Im Dschungel gibt es noch einige, die es nicht auf Touristen abgesehen haben, sondern auf die Sache selbst. Die Sache ist den Leidenden und Ungluecklichen zu helfen sich selbst zu heilen, indem man zu sich selbst findet.(Bild von Alex Grey, www.alexgrey.com, so ungefaehr sieht die Welt dann aus...)

Mehrere Monate im Dschungel leben, Reis und Bananen als auschliessliche Nahrung fuer sich zu waehlen und jeden zweiten Tag eine Zeremonie durchzufuehren, mag sich easy anhoeren, doch hier ein Vergleich:
Wer selbst schon sich an sein Eingemachtes herangewagt hat, ist sicherlich erleichtert, dass so etwas nicht jeden Tag stattfindet. Es ist schoen, es ist gut solche Momente (Hose runterlassen vor sich selbst und vor seinem besten Freund oder Therapeuten) zu durchleben, aber nimm einfach solch ein Erlebnis hoch zehn, dann kannst Du ungefaehr nachvollziehen, was eine Zeremonie ermoeglicht. Und das machst Du erst einmal 14 Tage, dann 2 Monate und dann 5 Monate.

Jeden zweiten Tag solch eine Zeremonie.
Hat natuerlich einen starken impact. Der Vorteil, egal ob eine Trias oder ein Jahr, ist, dass man keine Buecher benoetigt, da man zu sich selbst findet und das Selbst an sich benoetigt kein Buch.

Ich erkenne und kann dann das Erkannte in mein Leben, in meinen Alltag integrieren. Es lebt sich einfach ganz anders, wenn man sich selbst entdeckt hat. Und es lebt sich auch viel lockerer, wenn ich erkannt habe, dass man als Mensch Wert und Wuensche hat und sogar das Recht besitzt als "being" diesen zum Ausdruck verhelfen zu duerfen.Sicherlich geht das auch ueber Gespraeche und Verhaltensaenderung . Aber wie viele Jahre oder Monate benoetigt man dazu? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich lediglich das eine Programm (Verhalten, Denken, Fuehlen) mit einem anderen ersetze?
Bei den Zeremonien, wo wir Teilnehmende Beobachtung durchgefuehrt haben, ist das einzigste Geheimnis zu sich zu finden, sich kennenzulernen, hallo zu sagen zu seinem Selbst. Und Frieden zu schliessen. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist das letzte Geheimnis und das einzigste.

Interessant ist das Erlebniss, dass die Pflanzen beginnen mit einem zu kommunzieren. Sicherlich der aufgeklaerte Westeuropaer wird muede laecheln und beginnen von Synapsen, biochemischen Prozessen und Psychosen zu erzaehlen. Sicherlich, in seiner Welt wird es so aussehen. Doch spricht er von selbst Erlebtem? Sicherlich nicht, auf so etwas wird er sich nicht einlassen, zu gross ist die Gefahr, die aus dem sich einlassen resultiert.Als ein bis jetzt sehr kopflastiger Mensch wurde auch ich damit konfrontiert, dass waehrend so einer Zeremonie mit Pflanzen, die Pflanzen selbst eine eigene Dynamik beherbergen. Als Versuch habe ich es zugelassen mich von der Pflanze leiten zu lassen und mich nicht dagegen zu wehren. Und siehe da, die Zeremonie war um ein vielfaches angenehmer, tiefer und vor allem konnte ich erleben, wie man mit anderen "beings" auf diesem Planeten in Kontakt sein kann. Dies wird von anderen Menschen als ein Einheitserlebnis bezeichnet. Ich konnte beobachten, dass, wenn man sich nicht der Pflanze und der Zeremonie hingibt (surrender), es sehr sehr heftig in den Stunden wird. Alles wird schmerzhafter, qualvoller. Das Anhaften an den vergangenen Schmerzen und Verletzungen lassen einen dann noch mehr leiden. Ist es nicht so, dass im Leben das Anhaften an vergangenen Erlebnissen erst das Leiden entstehen laesst? (Es koennen Parallelen zur Theorie zu buddhistischen Praktiken gefunden werden.)

Auf einen Unbeteiligten wird so eine Zeremonie vielleicht ein wenig entfremdend wirken. Denn die ganzen Gegenstaende sowie der gesamte Ablauf einer Zeremonie erhalten erst Bedeutung und Wirkkraft durch die aktive Teilnahme: Pflanzen, Steine, Gesang etc.
Es bedarf jedoch keines Hinterfragens mehr, wenn man sieht und weiss!

Damit faellt auch die Diskussion weg. Man redet nur ueber Dinge, die man nicht verstanden hat.

Vipassana in Cusco

Vipassana auf ein Drittes. Faengt man an, kann man kaum genug von den Kursen kriegen, auch wenn 10 Tage meditieren und schweigen harte Arbeit bleiben. Wie schoen, dass es Zentren und Kurse weltweit gibt. Nach Erfahrungen in drei Laendern kann ich sagen, dass die Kurse an sich immer gleich sind, Tagesablauf, Lehrvideos, Anleitungen. Lediglich die Raeumlichkeiten, das Essen natuerlich und teilweise die Organisation unterscheiden sich. Und natuerlich macht auch der jeweilige Lehrer einen Unterschied. Da ich beim zweiten Kurs nicht in der Verfassung war als Helfer mitzuwirken, obwohl ich es geplant hatte, habe ich bis hier in Cusco warten muessen, und bin gleich zum Kursmanager erkoren worden. Klingt toll, heisst aber nur, dass man fuer die Meditierenden des jeweiligen Geschlechts als Ansprechpartner, als Puffer zwischen Schueler und Lehrer, da ist. Eine wahre Gelegenheit zu ueben. Da war die Arbeit in der Kueche wesentlich easier. Vorher fuer mich unvorstellbar, was die Leute alles fuer Probleme, Noete und Sorgen haben koennen waehrend 10 Tagen! Unglaublich. Schon sehr befriedigend Problemloeser zu sein. Wenn man selbst als Meditierender mitmacht, glaubt man gar nicht, dass die anderen auch Schwierigkeiten haben… jetzt weiss ich es.


Es hat mir gleichermassen ermoeglicht ein bisschen hinter die Kulissen zu schauen. Organisation, Geld, Zentren. Alles sehr lose und wirklich abhaengig vom Einsatz der Meditierenden. Die Gruppe von Cusco ist sehr aktiv. Sie sind gerade dabei ein Stueck Land zu erwerben und so wird es in Peru in wenigen Jahren nicht nur das eine Zentrum geben, was gerade in Lima erbaut wird, sondern noch eines bei Cusco, in einem wunderschoenen kleinen Tal (siehe Fotos). Es waechst. Die Zentren spriessen aus dem Boden, aber es gibt immer noch viel weniger Angebot als Nachfrage.


Wir wurden fuer einen weiteren Kurs bei Rio de Janeiro genommen… aber wir sind immer noch in Cusco, nachdem wir es zum ersten Mal wirklich mit der Angst zu tun bekommen haben, als uns ein anderer Reisender einen Augenbericht seiner Tage in Rio erstattet hat – abgesehen von den 3000km Bus, die wir zuruecklegen haetten muessen, einmal ueber die Anden, quer durch den Dschungel usw.


Cusco - eine Touristenhochburg

Endlich angekommen. Waehrend Elise noch als Vipassanabetreuer arbeitet und meditiert, quartieren wir (Michi, Steffi und Hans-Joerg) uns erst einmal ins Frankenstein ein. Cusco, auch diese Stadt voller Vorurteile und konstruierter Bilder. Partystadt, voll gefaehrlich etc. Aber das, was uns erwartet, ist etwas anderes. Natuerlich lebt Cusco zu 99 % vom Tourismus und dementsprechend ist alles ausgelegt. Aber ueberall sieht man Polizisten und auch Videokameras in den Strassen, das heisst das Sicherheitsproblem scheint unter Kontrolle zu sein. Auch wird ueberall und an jeder Ecke gearbeitet und renoviert. Es ist offensichtlich, dass hier etwas fuer den Highclass Tourismus getan wird. Doch unabhaengig davon kuemmert man sich darum, dass die Gaeste sich wohlfuehlen.

Jeder, der laufen kann, bietet seine Dienstleistungen in der Strasse an. Irgendwann kann man die meist schoenen, aber immer gleichen, handgefertigten lokalen Produkte nicht mehr sehen. Muetzen, Schmuck, Alpaca-Pullis, Decken, Muetzen, Schmuck, Alpaca-Pullis, Decken, Muetzen, Schmuck, Alpaca-Pullis, Decken, Muetzen, Schmuck, Alpaca-Pullis, Decken, Muetzen, Schmuck, Alpaca-Pullis, Decken,Muetzen, Schmuck, Alpaca-Pullis, Decken, Muetzen, Schmuck, Alpaca-Pullis, Decken, Muetzen, Schmuck, Alpaca-Pullis, Decken... Dann sind da noch die dicken Damen und Kinder, die wenige Wochen alte Schaefchen auf dem Arm haben und fuer 1 Sol photographiert werden wollen. Und die vielen, teilweise auch sehr kleinen (vier, fuenf Jahre?) Kinder, die gerade mal sprechen koennen, hat man den Eindruck, die den grossen Vorbildern gleich, auf der Strasse Geld verdienen wollen. Fragt man sie, ob sie zur Schule gehen, sagen sie ja und plappern papageienartig nach, was der Lehrer ihnen vorgebetet hat. Und fragt man, warum sie die Sachen verkaufen, sagen sie, dass sie Geld brauchen. Auf ihre Eltern angesprochen, bekommt man keine Antwort. Es gibt viele Waisenkinder hier. Und viele Waisenhaeuser, die durch auslaendische Mittel finanziert werden. Ich habe mit einer jungen Frau gesprochen, die in so einem Waisenhaus gross geworden ist zusammen mit ihren drei Geschwistern, nachdem beide Eltern (Vater Unfall - nicht unueblich hier - und Mutter bei der Geburt eines Kindes) gestorben waren und die Grosseltern und Verwandten nach einem Jahr mit den Kindern ueberfordert waren. Den Kindern dort soll es recht gut gegangen sein. Es mangelt ihnen an nichts, was man fuer das taegliche Leben an Materiellem braucht, auch Schulbildung wird ermoeglicht.

Die Quadratmeter, in denen sich die Touris aufhalten, sind sehr begrenzt. In Gegenden wie auf dem Foto sichtbar - ein sehr lebendiges und grosses und guenstiges Einkaufsviertel in Cusco - sieht man kaum einen Touristen. Steht ja nicht im Lonely Planet und die wohlhabenden, aelteren Herrschaften begnuegen sich mit den ueberteuerten Shoppingmoeglichkeiten um die Plaza.





Fast jeden Tag gibt es ein Festival, einen Umzug oder eine Prozession durch die Innenstadt mit Kostuemen und Waegen (wobei ich nicht weiss, ob das fuer die Touris ist oder kulturell bedingt ist - wahrscheinlich eine Mischung). Jedenfalls nervt es irgendwann - den Zwei-Tages-Touristen natuerlich nicht, weil er es sich nur einmal ansehen bzw. einmal sich durchdraengen muss.

Bitte genauer hinschauen (Bild oben).
Diese Menschentraube ist ein Gemisch aus Touristen, die gerade aus dem tollen (=teuren) Restaurant kommen, in dem es jeden Abend huepfende (tanzende) Peruaner in bunten Kostuemen zu sehen gibt, und den oben genannten Strassendienstleistern, die ueber die Touris herfallen.




Im Servicebereich kommt es ganz drauf an. Meist bleibt leider der Eindruck zurueck, dass man es weder mit den freundlichsten noch mit den hellsten Leuten zu tun hat. In der Regel haengt es davon ab, wieviel das angepeilte Produkt kostet. Trotzdem, sobald die Aufgabe komplexer zu werden scheint (das ist mir zu teuer – haben Sie ein guenstigeres Angebot? Oder: was ist im Falle, dass…?) laesst es an Loesungskompetenz mangeln. Auf dem Bild ist eine Szene aus einem typischen Beratungsgespraech zu sehen. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte...
Wenigstens beim Schuhe putzen leisten die meisten gute Arbeit – die Schuhe glaenzen fuer 0,25 Euro wie neu.

Kulturschock Peru

Punkt 1: Zucker. Ich habe noch kein Volk gesehen, das so viel Zucker verspeist. Alles muss suess sein. In den Kraeutertee gehoeren fuenf Loeffel Zucker, an jeder Ecke gibt es Tortengeschaefte. Broetchen werden gezuckert. Fuer den 10 Tages Kurs wurden 20 Kilogramm Zucker (fuer 40 Personen) eingekauft, die fast vollstaendig konsumiert wurden. Das sind fast 500 Gramm pro Person!Punkt 2: Die traditionelle (?) Kleidung der Frauen. Faltenroeckchen, die in der Taille beginnen, ueber den ueppigen Baeuchen sehr weit werden und am Knie aufhoeren, gepaart mit diesen fast Zylinder artigen Hueten.
Punkt 3: Koerpergerueche. Kein Kommentar.

Punkt 4: wandelnde Telefonzellen. Frauen mit neon farbendem Umhang, mit 1 bis 3 Handys, die rufen "llamadas, llamadas" (Anrufe).Punkt 4.1: damit gepaart ist die Handymanie. Das Bild zeigt eine alltaegliche Szene in einem der unzaehligen Handygeschaeften (ungefaehr so unzaehlig wie in der Heidelberger Hauptstrasse).
Punkt 5: Pollo, Huehnchen. Meist gegrillt. Wenigstens gibt es in den Tourihochburgen auch einige wenige rein vegetarische Restaurants und eine Kueche zur Selbstversorgung in unserem Hostal. Das ist das erste Land, das ich kenne, das die Unterscheidung "Fisch, Fleisch und Huehnchen" hat. Und wenn man einen vegetarischen Speisewunsch hat, wird einem immer noch das Huehnchen untergejubelt. Deshalb immer "no pescado, no carne, no pollo", meist muss man es aufgrund des ABSOLUTEN Unverstaendnisses, was ueberhaupt vegetarisch heisst, noch zwei Mal wiederholen. Das von aussen unscheinbar wirkende Croissant stellt sich beim Reinbeissen ebenso unvegetarisch dar, wie - jetzt bitte festhalten - frisch gebackene Waffeln...

Moerdertour ueber die Anden in den Dschungel - Puerto Maldonado, Rio Madre de Dios

Der Dschungel! Ueber 500 Kilometer in Richtung Osten von Cusco aus. Die Strassen seien voll ausgebaut, verspricht uns der Portier vom Frankenstein, im Vergleich zu frueher. Wir glauben ihm und kaufen uns ein Ticket. Die ersten Kilometer scheint es auch so zu sein, doch irgendwann in der Nacht zeigt sich, dass der Bus nicht ohne Grund Allrad hat. 17 Stunden benoetigen wir bis Puerto Maldonado. Das ist gut, frueher hat man fuer die gleiche Strecke 70 Stunden benoetigt. Die Serpentinen sind unbefestigt, fuehren ueber Baeche. Und lieber nicht aus dem Fenster schauen, sonst blickt einem der Abhang entgegen. Die Strecke fuehrt vom 3200m hoch gelegenen Cusco ueber 4500m Hoehe bis komplett runter auf 200m ins Amazonasgebiet. Und Anschnallen ist auch nicht wirklich drin:Die Dschungelstadt Puerto Maldonado, die einzige weit und breit, ist keine Schoenheit. Aber alle Menschen arbeiten dort, die Portionen sind gross und es gibt den Dschungel vor der Haustuere. Ja, es gibt auch einen Flughafen, auf dem die Elitetouristen eingeflogen werden. Das sind wir nicht. Wir haben keine Lodge fuer 250 Dollar die Nacht gebucht und unser Trip in den Dschungel kostet auch keine 2000 Euro . Wir checken in eine einfache Behausung ein, genau dort, wo in einigen Jahren eine Autobahn von Peru nach Brasilien fuehren wird.
Doch wie in den Dschungel kommen und vor allem wie finden wir einen guten Fuehrer, fernab vom Gringostrom? Denn die normalen Touristen buchen die Touren von ausserhalb, werden abgeholt, in die Lodge gebracht und brauchen keine Minute in Puerto Maldonado verbringen.

Irgendwie finden wir dann doch einen. Ein ominoeser Tipp im Lonely Planet fuehrt zu einem Haus ohne Klingel. Es sieht aus wie ein geschlossenes Geschaeft. Mit Rumfragen und Laerm machen schaffen wir es, dass uns jemand die Tuer aufmacht. Ein Mann, der uns eine Lodge - billig - vermitteln kann. Und sein Cousin ist auch noch zufaellig ein Dschungel-Guide. So sitzen wir im kleinen Hinterhof in der Hitze, der Guide kommt und sieht irgendwie unserioes aus. Wir diskutieren eine Stunde lang und druecken den Preis von 50 Dollar pro Person und Tag auf all inclusive 35 Dollar. (Nicht mal fuer 50 Dollar haetten wir draussen einen anderen gefunden.) In der harten Verhandlung faellt kein Wort ueber sein Programm, seine Erfahrung oder die Qualitaet der Lodge. Wir behalten seine Telefonnummer und suchen weiter. Erfolglos, weil zu teuer. Am Ende haben wir die Wahl zwischen teuren Touren oder einer Tour mit einem Mann, den wir im Hinterhof eines kleinen Hauses kennengelernt haben und dem wir im Dschungel unser Leben anvertrauen muessen. Wir entscheiden uns fuer Vertrauen und bestellen uns den Guide nochmal ins Hotel. Er verkauft sich voll unter Wert, das merken wir erst zum Schluss. Da erst faengt er an uns Fotos zu zeigen - er mit einem Aligator, den er mit den Haenden aus dem See geholt hat. Und dann gibt es auf einmal auch eine Visitenkarte. Dieser Mann, Arturo, lebt schon immer im Dschungel und ist seit 25 Jahren Dschungel-Fuehrer.

Das, was er uns in den Tagen zeigt, ist fuer uns Stadtkinder phaenomenal:
Im Kanu ueber den See, Lago Sandoval, kleine Aligatoren fangen (Kaimane) oder auch groessere... Romantisch im Paddelboot kuschelnund an Lianen die Riesenbaeume hochklettern. Er faengt uns Piranhas aus dem See. Wir sehen Papagaien, viele andere Dschungelvoegel, Affen, Tarantulas, Riesenameisen, die Blaetter schneiden und in ihre Hoehlen transportieren.
Wir merken, dass er seine Arbeit liebt und uns mehr bietet, als wir sonst bei anderen bekommen haetten.Andere Gruppen erwischt es schon boeser - irgendein Fisch hat zugebissen, muss schlimm weh tun, die Medizinmaenner kuemmern sich mit einem heissen Feuer um die Wunden, soll lindernd wirken.Nur das Essen in unserer Billig-Lodge ist nicht gut. Vielleicht haben wir zu arg gehandelt. Auf jedenfall bekommen wir weniger zu essen als die anderen :-) Und die Tante kapiert nicht, dass, wenn eine Suppe nach Huehnchen riecht, sie nicht vegetarisch sein kann, auch wenn keine Huehnchenstueckchen rumschwimmen.Was muss mir (Hans-Joerg) passieren? Ich habe eine Darminfektion. Woher, weiss ich nicht. Auf jedenfall gehe ich mit meiner Infektion in den Dschungel und komme auch wieder mit ihr heraus. Das End vom Lied ist, dass wir einen Arzt besuchen muessen, weil ich ueber 40 Grad Fieber habe. (Der Daunenschlafsack musste trotz der Hitze mal wieder herhalten, um dem Schuettelfrost zu begegnen.) Ich bekomme die Deluxe-Antibiotika-Behandlung mit Spritzen und Tabletten. Michi und Steffi verlassen uns mit dem Flugzeug in Richtung Cusco, weil sie bald nach Hause muessen. Was wir nicht wissen, ist, dass wir uns einige Tage spaeter doch noch wiedersehen - in Cusco.

Dazwischen fand die Horror-Rueckfahrt statt, noch horroriger als die Hinfahrt, weil wir fuer einige Stunden im kniehohen Schlamm steckenbleiben, als wir uns an diesem Laster, der ebenfalls steckengeblieben war, vorbeidruecken wollten. Der Busfahrer versucht die steckengebliebenen Raeder mit seinen Haenden von der klebrigen Masse zu befreien. Alle schieben den Bus.


Die Maenner sind von oben bis unten und fuer den Rest der Fahrt eingedreckt. Zwei Stunden spaeter die naechste Panne - ein Reifen muss gewechselt werden. Trotzdem dauert die Fahrt unter 20 Stunden... wie schlimm muessen die 70 Stunden frueher gewesen sein? Andere Busse hat es schlimmer getroffen:(Denselben Bus haben wir einen Tag spaeter gesehen - die muss man ja erstmal finden und das ist schwer am Ende der Welt - von wegen Scheibe ausgetauscht, das hatten sie uns versprochen, damit wir diese Gesellschaft waehlen, haben wir natuerlich nicht geglaubt, die Reifen waren schon komplett ohne Profil, also mit Loechern - die Scheibe war lediglich mit viel viel Klebeband geflickt worden.) Und dann faellt auch noch die Heizung aus und es wird einfach schweinekalt die ganze Nacht durch,... und wir haben die warmen Sachen im Kofferraum...

Immerhin kann man einen wunderschoenen Sternenhimmel bewundern auf dieser langen, strapazioesen Reise - und die Berge und die Wolken am fruehen Morgen nach der kalten Nacht.