Alleine reisen. Lasst Euch nicht abschrecken, Maedels. Es geht. Und ich habe noch weitere Frauen kennen gelernt, die dieses Abenteuer - ueber Monate - wagten, Peru, Bolivien, Brasilien, Argentinien... Einfach machen!
Dienstag, 19. August 2008
Arequipa
San Pedro de Atacama - ein Traum wird wahr

Ich war nur zwei Tage in San Pedro de Atacama, bzw. drum herum, denn das Dorf selbst ist nicht besonders, man denkt, man steht mitten im Disneyland, die Haeuschen sehen aus wie fuer die Touris aus dem Boden gestampft und das sind sie tatsaechlich auch, aber niedlich, muss man zugeben.



Die 12 km in der heissen Nachmittagssonne ohne jegliche Kondition und mit reduziertem Gewicht dank der Ereignisse der vergangenen Wochen waren schier nicht zu schaffen. Erst auf dem Rueckweg, wo ich fast nur gerollt bin, ging mir auf, dass wohl staendig eine leichte Steigung da war, die meine Beine zur Verzweiflung gebracht hat (alle Radfanatiker daheim duerfen gerne lachen). Bin gerade noch puenktlich zum Sonnenuntergang an der Megaduene im Valle de la Luna angekommen. Und als haette ich es geplant, steigt der Vollmond ueber den Vulkanen auf. Die Wuestenlandschaft faerbt sich rosaorangerot und der Atem bleibt einem weg. So wie den anderen 300 Touris, die mit Bussen angerollt sind. Hatte mich schon den ganzen Weg ueber gewundert, wo die alle sind. Da hatte ich sie gefunden und war froh, als sie sich langsam aus dem Staub gemacht haben, als es gaenzlich dunkel wurde. Um 19 Uhr fahren die Busse zurueck und Camping ist verboten.
Es wurde stiller und stiller, immer mehr Sterne warfen ihr Lichtlein in das Tal. So still. Kein Vogelzwitschern, Insektenbrummen, kein Wind in den nicht vorhandenen Pflanzen. Einfach still. Bis ich von einer Dame gebeten werde, den Ort zu verlassen. Unglaublich. Warum darf man nicht sein, wo man ist? Das Tal ist so riesig, beim naechsten Mal komm ich gleich mit Schlafsack (es hat abends und nachts um die null Grad) und versteck mich. Da das Sein-wo-man-will-Verbot nur fuer die Touri-Duene galt, gab es noch genuegend andere Fleckchen, um die naechtliche Wueste zu geniessen. Und um zu merken, dass es doch gar nicht so still ist, wie man im ersten Moment glaubt. Ueberall kracht es, Salz und Steine, viele kleine Sprengungen, alle paar Sekunden, wenn man genau hinhoert. Es hoert sich sowieso alles anders an in der Wueste, zum Beispiel wenn man die Felsen streichelt.
So sass ich da und war mir zum ersten Mal im Leben selbst genug. Nur die Wueste, die Nacht, die Sterne, der runde Mond und ich - und mein Fahrrad. Zum ersten Mal bedauere ich nicht, meine Erlebnisse nicht teilen zu koennen. Verliebt ins All-Ein-Sein und in die Wueste, die mir gezeigt hat, wie es geht.
Und zum ersten Mal keine Angst allein in der Fremde zu sein, kein Mensch weit und breit. Den Glaubenssatz, dass in jeder dunklen Ecke Gefahr lauert, losgelassen. Allein fuer diesen Moment hat sich die ganze Reise schon gelohnt. Um ein Haar waere ich schon nach Hause geflogen aus Neuseeland, weil einfach alles sch*** war. Aber der Blick nach innen hat mir die Kraft und den Mut gegeben weiterzumachen (ich war ein zweites Mal bei einem Vipassana-Kurs... der mir noch dazu viele Stunden Psychotherapie erspart hat). Ausserdem wollte ich meinen Traum von Suedamerika nicht so einfach aufgeben. Ich habe viel zu lange darauf gewartet.
Am zweiten Tag ging es gerade so weiter. Habe nochmal ein Fahrrad geliehen, diesmal ein besseres, und bin in die andere Richtung geradelt. Mir tut jetzt noch mein Hintern weh. Auf dem Bild ist die Teufelsschlucht zu sehen. Musste irgendwann mein Fahrrad zuruecklassen (in der Mitte unten im Bild), weil es zu eng wurde, bevor sich die Schlucht wieder oeffnete. Atemberaubend, riesige (>20cm) dicke Salzkrusten wiederholen sich immer wieder als Schichten in den Felsformationen. Und die Akkustik ist unbeschreiblich.
Das Graue in der Mitte unten im Bild ist Wasser. Ja, denn San Pedro de Atacama ist eine Oase.
Habe es mir auf dem hoechsten Punkt einer Ruine gemuetlich gemacht, die Aussicht und den Wind genossen und mir die heisse Sonne ins Gesicht scheinen lassen.
(Wer sich ueber die auf einmal so schlechte und dadurch sehr abgespaced wirkende Photoqualitaet wundert: das ist das Ergebnis einer Einwegkamera... und das sind noch die besten!)

So sass ich da und war mir zum ersten Mal im Leben selbst genug. Nur die Wueste, die Nacht, die Sterne, der runde Mond und ich - und mein Fahrrad. Zum ersten Mal bedauere ich nicht, meine Erlebnisse nicht teilen zu koennen. Verliebt ins All-Ein-Sein und in die Wueste, die mir gezeigt hat, wie es geht.
Und zum ersten Mal keine Angst allein in der Fremde zu sein, kein Mensch weit und breit. Den Glaubenssatz, dass in jeder dunklen Ecke Gefahr lauert, losgelassen. Allein fuer diesen Moment hat sich die ganze Reise schon gelohnt. Um ein Haar waere ich schon nach Hause geflogen aus Neuseeland, weil einfach alles sch*** war. Aber der Blick nach innen hat mir die Kraft und den Mut gegeben weiterzumachen (ich war ein zweites Mal bei einem Vipassana-Kurs... der mir noch dazu viele Stunden Psychotherapie erspart hat). Ausserdem wollte ich meinen Traum von Suedamerika nicht so einfach aufgeben. Ich habe viel zu lange darauf gewartet.




Kulturschock Chile: at home in Santiago
Nachdem wir die letzten beiden Wochen in Neuseeland getrennt verbracht hatten, haben wir uns fuer den Flug nach Santiago de Chile und die vier Tage in Santiago wieder getroffen, bevor wir fuer weitere zwei Wochen getrennte Wege gingen. Nach sechs Wochen in Neuseeland hiess es Abschied nehmen. (Endlich.) Auf zu unserem letzten grossen Hauptprojekt auf unserer Weltreise: Suedamerika.
Unsere Gastfamilie, Architekt und Angestellte in einem internationalen Versicherungskonzern, leben gut, arbeiten aber rund um die Uhr. Ihre Kinder besuchen eine gute Schule, was fuer deutsche Verhaeltnisse unfassbar Geld kostet. Staatliche Schulen werden, wenn moeglich, vermieden. Chile ist nicht wirklich Suedamerika, gemessen am Kulturschockfaktor. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir eine Gastfamilie hatten, die fuer uns sehr europaeisch lebt. Waehrend der kurzen Zeit, die wir in Santiago verbracht haben, konnten wir an ihrem Alltag teilhaben. Der Vater arbeitet als freier Architekt und ist sehr stark beeinflusst vom deutschen Bauhausstil.
Das heisst seine Haeuser, die er entwickelt und baut, sind sehr stark daran ausgerichtet. Leider gibt es viele Architekten in Chile (warum auch immer), die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Er hat einige nette Modelle von Haeusern entwickelt und wer Interesse an solch einem Haus hat, kann sich gerne bei ihm melden: http://www.constructorabelen.cl/, cmoreno@constructorabelen.cl
Gerade die Leichtbauweise machen seine Haeuser sehr preisguenstig und, was in Chile besonders wichtig, ist: erdbebensicher.
Dennoch, bewegt man sich ein bisschen ausserhalb dieser gehobenen Mittelschicht, dann wird sehr schnell klar dass man sich auf dem Suedamerikanischen Kontinent befindet. Die Andersartigkeit der Leute, die keine europaeischen Vorfahren haben, die Restaurants an den Autobahnen, die Haeuser, die Musik.
Und das ist Santiago. Beziehungsweise es ist das, was wir von Santiago gesehen haben - im Vorbeifahren im Auto.
Von den vier Tagen in der Stadt hat uns das Jetleg erstmal die Haelfte weggesessen. Die uebrige Zeit haben wir mit unseren neuen Freunden verbracht. Hat man wenig Zeit muss man Prioritaeten setzen. Und leider Gottes interessieren uns die Menschen mehr als die Bauten, so dass von dieser Reise keine Santiago-Sightseeing-Bilder gibt.
Die lange Autofahrt mit dem elektronischen Fensterheber, der die Scheibe nicht mehr heben wollte... hat uns in den Sueden gefuehrt in die Naehe eines Strandortes, in dem jeder aus Santiago, der es sich leisten kann, eine Zweitbehausung pflanzt.
Und dann ging es daran weiterzuziehen. Denn Chile ist teuer fuer Budget Reisende! Also haben wir uns aufgemacht jeder fuer sich eine gewisse Zeit durch Suedamerika zu reisen. Waehrend Hans-Joerg beschloss in einem Megatrip nach Lima zu reisen (52 Stunden mit dem Bus), entschied Elise die Nordspitze von Chile zu erkunden.
Wir wissen nicht, warum, aber uns war klar, Suedamerika ist wie Indien ein Muss und eine wichtige Wegmarke auf unserer Reise. Nach einem langen Flug und einem Zeitsprung ueber die Datumsgrenze und wir betreten chilenischen Boden. Chile, das Suedamerikanische Vorzeigeland ist doch ein bisschen anders als Neuseeland. Die Waehrung hat uns schnell zum Millionaer gemacht und auf mich prasseln spanische Brocken ein, ich wehre mich mit meinem Italienisch. Neues Land, neue Schickung. Das laesst einen als Backpacker und Reisenden verwundbar sein. Deswegen erst einmal ankommen und eine feste Base ansteuern.
Auf Ko Tao haben wir ein chilenisches Paerchen kennen gelernt und aufgrund gegenseitiger Sympathie duerfen wir bei seinem Cousin uebernachten. Sie gehoeren zu den vielen in Chile mit teilweise deutscher Abstammung, was der Nachname noch verraet. Mit einem Busshuttle werden wir vor das Haus gefahren, im Herzen von Santiago de Chile. Das Tor oeffnet sich elektrisch und wir sind hinter geschuetzten Mauern.
So fuehren uns die Wege der Reise direkt aus dem Flugzeug in eine kuschelige Vier-Zimmer-Wohnung in einem guten Santiagoer Viertel mitten in ein Familienleben - Mann, Frau und drei kleine Kinder. Nach zwei Minuten hatten wir das Gefuehl wie daheim bei alten Freunden zu sein. Die gemeinsamen Tage haben dieses Gefuehl nur verstaerkt. 
Die Andersartigkeit, die wir hier in Santiago erleben, kann in einem Wort zusammengefasst werden: Hektik. Die Menschen arbeiten und hetzen durch die Stadt um ihre Aufgaben zu erledigen. Nach einigen Gespraechen wird uns deutlich, dass diese Menschen hier in Chile viel mehr arbeiten muessen um sich einen europaeischen Lebensstandard zu ermoeglichen. Hoehere Anzahl an Arbeitsstunden pro Woche bei geringerem Lohn und langen Anfahrtswegen. Das spuert man, es besteht Aufbruchstimmung, die Menschen wollen Konsum und gut leben. Dafuer sind sie bereit sehr viel Zeit zu opfern. Der Alltag beginnt morgens mit die Kinder in die Schule bringen, und die kleinsten zur Oma. Dann geht es ab ins Stadtgewuehl und zur Arbeit. Santiago de Chile ist einfach total ueberlastet. Das bedeutet, dass der Verkehr zu bestimmten Zeiten einfach komplett zusammenbricht. Dies ist u.a. damit zu erklaeren, dass der groesste Teil der Bevoelkerung von Chile in Santiago lebt. 

Wir haben Cristian und seinen Partner einen Tag lang bei der Arbeit begleitet...
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