
Die Fotos und der folgende Text zeigen einen kleinen Einblick in eine der Zeremonien, an denen wir teilgenommen haben. Es geht nichts ueber die teilnehmende Beobachtung als Feldforschungsmethode.

Diese Art der Zeremonie (San Pedro) findet tagsueber statt. Sie dauert von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang... na ja, eigentlich bis dann, wann man einschlafen kann, falls man es kann. Es heisst, man hat Peru nicht erlebt, wenn man es nicht durch die Augen von San Pedro gesehen hat. Tatsaechlich ist das danach nicht wie das davor. Man sieht die Welt mit anderen Augen, weil man selbst anders geworden ist... anders heisst man selbst.

Diese San Pedro Zeremonie basiert auf der Faehigkeit der Pflanze (mehr als nur die chemischen Bestandteile), dem einzelnen Menschen den Zugang zu seinen Emotionen zu ermoeglichen. Dabei geht es um laengst verschuettet gegangene Emotionen. Dem Einzelnen ist es oft nicht klar, dass wir (vor allem in der westlichen Welt) uns in einen Panzer gesteckt haben, weil wir Dinge erlebt haben oder erleben, die das Innere in einem leiden lassen. Schutzpanzer Intellekt. Wenn ich im Kopf bin, verletzen mich Gefuehle weniger, oder weil ich auf der Gefuehlsebene einst verletzt wurde, verlasse ich meinen Intellekt nicht mehr.

Waehrend dieser inneren Reise, gefuehrt von der Pflanze und dem Schamanen findet man Zugang zu seinen unterdrueckten oder verdraengten Emotionen. Esoteriker beschreiben dies mit der Oeffnung des Herzen(s) oder des Herzchakras. Dinge zu fuehlen ohne zu bewerten. Akzeptieren, welche Gefuehle in einem emporsteigen und diese betrachten, sie begruessen oder sich von ihnen verabschieden.
Besonders interessant ist es, wenn der Einzelne Kontakt mit seinem Inneren Kind aufnimmt. Das lustige daran ist (besser das Leben lustig finden, als zusammenbrechen), dass jeder dabei erkennen darf, dass irgendwann ein Moment stattgefunden hat, wo man aufgehoert hat zu fuehlen.
Natuerlich ist fuer jeden diese Zeremonie anders, jeder hat eine andere Vergangenheit, jeder hat eine andere Programmierung in seinem Leben und wo auch immer, dennoch ist das Prinzip immer das gleiche.
Das Erlangen der Herzlichkeit.Erstaunlich fuer diejenigen, welche sich nichts darunter vorstellen koennen, ist sicherlich die Tatsache, dass der Altersdurchschnitt bei um die 40 Jahre liegt. Und nicht 18 Jahre. Das mag daran liegen, dass man sich mit serioesen Schamanen zu Vorbesprechungen trifft und dieser ueber die Teilnahme entscheidet. Natuerlich kann man auch den LonelyPlanet Schamanen konsultieren,

aber das hat einfach einen schalen Beigeschmack. Das torkelt am Eigentlichen vorbei. An der Heilung des Menschen.
Denn was bei uns verboten ist, laeuft in Suedamerika unter Medizin, Pflanzenmedizin. Und wer sich einer solchen Heilung unterzieht, merkt schnell, dass es sich (zumindest im Rahmen einer Zeremonie unter Anleitung, fuer die Einnahme alleine ist viel Erfahrung notwendig) tatsaechlich um Medikamente handelt. Ganzheitliche Reinigung. Sie greifen auch physisch, wirken aber vor allem im Psychischen und Seelischen. Alle Schleier legen sich, der laestige Verstand verabschiedet sich - und dann faengt die Arbeit an. Allen sei gesagt, dass eine Therapie beim Therapeuten in Deutschland angenehmer ist, da man sich und den Therapeuten lange hinters Licht fuehren kann, anstatt ans Licht. Warum? Weil man zusammen mit der Pflanzensubstanz die Dinge erkennt und sie beim Namen genannt bekommt (im Sinne von, dass Phasen der Zeremonie einem Kino gleichen, in welchem einem das eigene Leben vorgespielt wird - nicht umsonst werden manche Pflanzen als Helfer fuer das Sterben und erneute Wiedergeboren werden bezeichnet - Ayahuasca, die Rebe der Seele).
Unser Schamane, gebuertiger Schweizer, Spanier, Italiener, momentan wohnhaft in Pisac, hat lange Zeit im Norden von Peru im Dschungel bei seinem Lehrer gelernt. Diese Ausbildung hat es fuer mich in sich. Dies kann aber nur nachvollzogen werden, wenn man solche Zeremonien selbst durchlebt hat. Eine Ausbildung zum Schamanen kann jeder machen, doch wenige bestehen diese Ausbildung. Die Ausbildung ist selbst die Pruefung. Notwendig ist, dass man einen guten Schamanenlehrer findet, der einen aufnimmt. Im Dschungel gibt es noch einige, die es nicht auf Touristen abgesehen haben, sondern auf die Sache selbst. Die Sache ist den Leidenden und Ungluecklichen zu helfen sich selbst zu heilen, indem man zu sich selbst findet.

(Bild von Alex Grey,
www.alexgrey.com, so ungefaehr sieht die Welt dann aus...)
Mehrere Monate im Dschungel leben, Reis und Bananen als auschliessliche Nahrung fuer sich zu waehlen und jeden zweiten Tag eine Zeremonie durchzufuehren, mag sich easy anhoeren, doch hier ein Vergleich:
Wer selbst schon sich an sein Eingemachtes herangewagt hat, ist sicherlich erleichtert, dass so etwas nicht jeden Tag stattfindet. Es ist schoen, es ist gut solche Momente (Hose runterlassen vor sich selbst und vor seinem besten Freund oder Therapeuten) zu durchleben, aber nimm einfach solch ein Erlebnis hoch zehn, dann kannst Du ungefaehr nachvollziehen, was eine Zeremonie ermoeglicht. Und das machst Du erst einmal 14 Tage, dann 2 Monate und dann 5 Monate.
Jeden zweiten Tag solch eine Zeremonie.

Hat natuerlich einen starken impact. Der Vorteil, egal ob eine Trias oder ein Jahr, ist, dass man keine Buecher benoetigt, da man zu sich selbst findet und das Selbst an sich benoetigt kein Buch.
Ich erkenne und kann dann das Erkannte in mein Leben, in meinen Alltag integrieren. Es lebt sich einfach ganz anders, wenn man sich selbst entdeckt hat. Und es lebt sich auch viel lockerer, wenn ich erkannt habe, dass man als Mensch Wert und Wuensche hat und sogar das Recht besitzt als "being" diesen zum Ausdruck verhelfen zu duerfen.

Sicherlich geht das auch ueber Gespraeche und Verhaltensaenderung . Aber wie viele Jahre oder Monate benoetigt man dazu? Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich lediglich das eine Programm (Verhalten, Denken, Fuehlen) mit einem anderen ersetze?
Bei den Zeremonien, wo wir Teilnehmende Beobachtung durchgefuehrt haben, ist das einzigste Geheimnis zu sich zu finden, sich kennenzulernen, hallo zu sagen zu seinem Selbst. Und Frieden zu schliessen. Nicht mehr und nicht weniger. Das ist das letzte Geheimnis und das einzigste.
Interessant ist das Erlebniss, dass die Pflanzen beginnen mit einem zu kommunzieren. Sicherlich der aufgeklaerte Westeuropaer wird muede laecheln und beginnen von Synapsen, biochemischen Prozessen und Psychosen zu erzaehlen. Sicherlich, in seiner Welt wird es so aussehen. Doch spricht er von selbst Erlebtem? Sicherlich nicht, auf so etwas wird er sich nicht einlassen, zu gross ist die Gefahr, die aus dem sich einlassen resultiert.

Als ein bis jetzt sehr kopflastiger Mensch wurde auch ich damit konfrontiert, dass waehrend so einer Zeremonie mit Pflanzen, die Pflanzen selbst eine eigene Dynamik beherbergen. Als Versuch habe ich es zugelassen mich von der Pflanze leiten zu lassen und mich nicht dagegen zu wehren. Und siehe da, die Zeremonie war um ein vielfaches angenehmer, tiefer und vor allem konnte ich erleben, wie man mit anderen "beings" auf diesem Planeten in Kontakt sein kann. Dies wird von anderen Menschen als ein Einheitserlebnis bezeichnet. Ich konnte beobachten, dass, wenn man sich nicht der Pflanze und der Zeremonie hingibt (surrender), es sehr sehr heftig in den Stunden wird. Alles wird schmerzhafter, qualvoller. Das Anhaften an den vergangenen Schmerzen und Verletzungen lassen einen dann noch mehr leiden. Ist es nicht so, dass im Leben das Anhaften an vergangenen Erlebnissen erst das Leiden entstehen laesst? (Es koennen Parallelen zur Theorie zu buddhistischen Praktiken gefunden werden.)
Auf einen Unbeteiligten wird so eine Zeremonie vielleicht ein wenig entfremdend wirken. Denn die ganzen Gegenstaende sowie der gesamte Ablauf einer Zeremonie erhalten erst Bedeutung und Wirkkraft durch die aktive Teilnahme: Pflanzen, Steine, Gesang etc.

Es bedarf jedoch keines Hinterfragens mehr, wenn man sieht und weiss!
Damit faellt auch die Diskussion weg. Man redet nur ueber Dinge, die man nicht verstanden hat.